Die kleine, aber sehenswerte Schau lebt nicht nur davon, dass sie das große historische Rad dreht, und einen groben Überblick wichtiger Fortschritte zeigt. Die Schau lebt auch davon, dass sie den frühesten Spuren des Fahrrads in der Region nachspürt.
Anfang und Ende
Der Anfang von allem bildet Drais’ Laufrad aus dem Jahr 1817, von dem ein Nachbau im Ludwigsburger Staatsarchiv ausgestellt ist, ebenso wie Drais’ Originalpatent. Das vorläufige Ende der Entwicklung ist das Elektrorad. Eins ist ausgestellt, ebenso wie ein 100 Jahre altes Militärfahrrad, und, unter vielem anderen, ein Liegerad sowie viele Einzelteile – zum Beispiel die Vorläufer und aktuelle Modelle eines Dynamos. Zu sehen ist also nichts weniger als ein wichtiger Teil der Historie der Mobilität – Geschichte auf Rädern, sozusagen.
"Was das Fahrrad angeht, ist diese autofixierte Region eine rückständige Gegend", kommentiert der Ludwigsburger Unternehmer und Fahrradingenieur Dirk Zedler. Er meint damit, dass in der Region verglichen mit anderen Regionen der Welt die Nutzung des Fahrrads eher stiefmütterlich ausgeprägt ist ("das liegt wohl am hügeligen Gelände"). Zedler meint damit aber auch die schwach ausgeprägte hiesige Fahrradindustrie. Zedler ist einer der Unternehmer, die die Ausstellung unterstützen, in seinem Fall auch mit mehreren Exemplaren aus der eigenen Sammlung.
Carl Benz fuhr gern Rad
Vielleicht ein Trost für Zedler: Der Erfinder des Autos, der übrigens ebenfalls aus Mannheim stammt, war dem Fahrrad sehr zugetan. "Carl Benz war ein begeisterter Fahrradfahrer", sagt Jörg Gerste, Lehrer und Projektleiter an der Ludwigsburger Oscar-Walcker-Schule, dessen Schüler die Ausstellung mit dem Staatsarchiv konzipiert haben. Wie eng Auto und Fahrrad zusammenhängen, zeigt die Schau an mehreren Exponaten.
Regionalgeschichtlich belegen Fotos und andere Dokumente die ersten Ludwigsburger Radvereine Ende des 19. Jahrhunderts. Derartige Vereine waren zunächst eine bürgerliche Angelegenheit, bevor sich das Fahrrad als Fortbewegungsmittel der Ärmeren durchsetzte. Dass die frühen Radvereine ihren Mitgliedern gleich eine Haftpflichtversicherung anboten, hat wohl auch damit zu tun, dass es bis ins Jahr 1900 kaum zuverlässige Bremsen gab.
Autor: Martin Tröster
Foto: Martin Kalb
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